Hi,
auch wenn sich das Folgende u.U. schroff liest, es ist nicht böse gemeint. Ich kann nur nicht anders, wenn sich irgendwo bestimmte Misconceptions (in Ermangelung eines gut passenden deutschen Wortes, Irrglaube ist etwas zu meta und Missverständnis ist semantisch kaum deckungsgleich) häufen und für die Zukunft betoniert werden, dann juckt es mir in den Fingern und ich muss die korrigieren. Klassischer Fall von XKCD 386. BTW, ich empfehle die Wikipedia-Artikel zu Common Misconceptions - öffnet einem die Augen zu dem, was man auf fremden Fachgebieten sicher zu wissen meint, was aber kompletter Unfug ist (z.B. das Napoleon klein war). Aber zurück zum Thema:
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Originally posted by Micha_123
also, nur weil auf dem kabel cat5e steht, heist es lange nicht das es auch so ist,
Ein Kabel (verlegter Link von Patchpanel zu Dose oder Patchkabel aus der Tüte) ist genau dann Cat5e, wenn es eine Cat5e-Messung erfolgreich bestanden hat. Und genau so lange, wie es sie weiterhin besteht. Insofern hast Du Recht, was drauf steht ist völlig Wurst. Spätestens, wenn man paar mal kräftig drauf gelatscht ist, besteht auch ein vormalig gutes Kabel den Test nicht mehr. Wenn mir jemand sagt, dass etwas Cat5e ist, gehe ich daher immer davon aus, dass er Beweise dafür hat (ein Messprotokoll mit OK hinten dran).
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sprich ich habe schon massenweise kabel gesehen mit cat5e kennzeichnung, die aber in den steckern einfach 1 zu 1 verdrahtet wurden und nicht die adernpaare beachtet worden sind, sprich 1+2, 3+6, 5+4, 7+8 so muss das normal im stecker verbunden sein. oft habe ich aber cat5e kabel gesehen die einfach 1+2, 3+4, 5+6, 7+8 im stecker verbunden gewest sind,
Wo siehst Du solche Kabel? Das ist Ausschuss, Müll und je nach Situation (Neukauf) sogar Betrug. Klar ist das heutzutage üblicherweise in China verpresstes und nur durch minimale QA gelaufenes Zeug, mit dem die wer weiß was in den Rest der Welt entsorgen (noch jemand der Meinung, dass die verwendeten Weichmacher nach Verwesung stinken?) - aber meine Erfahrung sagt eher, dass das Zeug eine Fehlerrate im einstelligen Prozentbereich hat. Nahezu jedes Kabel, das frisch aus der Tüte kommt und gut behandelt wurde, besteht erstmal den Test. Ich kenne die von Dir beschriebenen Kabel, aber die werden nicht mit Cat5e beschriftet und sind für klassische Telefonieanwendungen gedacht (Analog, Systemtelefon oder ISDN, DSL auf der Seite vor dem Modem etc).
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glaub mir, das kabel ist immer noch ein cat5e aber falsch verdrahtet, ergo kein gigabit.
Glauben ist ein gutes Stichwort. Und nein, ich glaube das natürlich nicht - ein falsch aufgelegtes TP kann die Cat5e-Messung nicht bestehen. Es fliegt einem schon bei Cat5 um die Ohren (wobei Cat5 ja praktisch nicht mehr existiert, was die EIA/TIA angeht - es gibt nur noch 5e und das ist Class D), mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit (je nach Länge) auch schon bei einer Cat3-Messung. Da geht noch bissel was, ich hab seinerzeit Cat3 schon mal mit je einem Pärchen aus zwei verschiedenen Sternvierern zum Laufen gebracht, aber das geht auch wirklich nur noch mit Cat3 (also 10Base-T). Ab 100Base-TX (was ja schon Cat5 voraussetzt) fliegt einem eine Fehlverdrillung ganz schnell um die Ohren. Klar, ein 0,5m-Patchkabel geht evtl. noch weil es nur wie ein aufgedrießeltes TP-Kabelende wirkt, aber das wird zunehmend instabil. Erfolgreich auf Cat5(e) Messen kann man das kaum.
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zum anderen cat5e biss zu 100 meter, klar die verbundenen geräte komunizieren da mit gigabit( die geräte handeln da 1000base-t aus) , aber die effektive übertragung ist meist bei ca. 500 -600 mbit.
Die 100m stehen im Standard. Und nein, die Bitrate kann nicht runtergehen, das gibt der Standard gar nicht her. Natürlich kann ein Kabel, das keine Cat5e-Messung bestanden hat, zu Fehlern beim Empfang von Frames führen (schlichte FCS-Fehler oder Framing-Fehler wie vorgebliche Runts und Giants sind die häufigsten Effekte). Wenn dann z.B. TCP zurückregelt, mag die resultierende "gefühlte Geschwindigkeit" auf irgendwas einbrechen (worauf konkret hängt von der Fehlerrate ab). Das ist aber was anderes, da gibt es echt Paketverluste und bei z.B. RTP (über UDP) wäre das fatal - man hätte z.B. prasseln im Audio oder Klötze im Video. Adieu, IPTV über Multicast...
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also ich habe mein netzwerk mit cat6 dosen und cat5e kabeln (ca. 40 meter) nie annähernd 90 % der netzlast gehabt bei datei übertragung, da lag es meist im bereich von 60 MB/s zwischen 2 pcs,
Diese Infrastruktur war mit einem geeigneten Messgerät erfolgreich auf Cat5e, also Class D Link gemessen worden? Falls ja, dann lagen schlechte Datenraten an den Geräten, die nicht hinterherkamen (volles Gigabit war lange nicht ganz einfach, mit einer klassischen PCI-Karte schafft man es z.B. schon mal nicht und einige Onboard-NICs waren früher mit lächerlichen Techniken angebunden, die schon bei 30MByte/s ins Schwitzen kamen - die 250MByte/s die man im Duplex-Vollast-Fall braucht wurden erst mit PCIe massentauglich). Ansonsten lag es einfach daran, dass etwas, das man aus CatX-Kabeln und CatX-Dosen zusammenschraubt noch lange nicht automatisch CatX ist - das zertifiziert nur eine Messung.
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bei cat7 die ich jetzt verwende im ganzen haus, ist die übertragung zwischen 2 pcs, bei ca 100 MB/s und sogar etwas mehr. und das mit den gleichen dosen, switches usw. klar cat7 ist etwas übertrieben für den heim gebrauch, da würd cat6 vollkmmen ausreichen. aber wenn mann das netzwerk schon neu macht....
"Cat7" existiert nicht. Und Du kannst da auch kein Cat7 haben, weil das mit RJ45-Steckgesichtern gar nicht geht. Effektiv hast Du sicher das gemacht, was man heute üblicherweise tut: Man verlegt Cat7 Kabel (also das, was die Hersteller so darunter verstehen) und legt es dann auf Cat6A- oder gar Cat6-Panels/Dosen auf. Das Resultat ist eine Infrastruktur, die eine Cat6A- oder Cat6-Zertifizierungsmessung bestehen kann. Und zumindest erstere ist eine Größenordnung zu gut für 1000Base-T, weil sie für 10GBase-T eingeführt wurde (mit Alien Crosstalk etc als Zusatzmessungen).
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mann bedenke das die 100meter bei cat5e alles optimal laborwert angaben sind, da cat5e kabel im gegensatz zu cat6 ist kaum geschirmt sind und ziemlich leicht störanfällig auf aussensignalle sind erreicht mann kaum bzw. nur bei kurzen verbindungen (5 biss 10 meter) die vollen gigabit übertragungen.
Die 100m sind kein Laborwert, die stehen im Standard. Allerdings als Summe aus verlegter Infrastruktur und angeschlossenen Patches (typisch 90m Link + 2*5m Patch, wobei der Standard das nicht wirklich festnagelt). Und ich muss Dich enttäuschen, wenn die 100m Cat5e (aka Link Class D) gemessen wurden, dann geht da 1000Base-T mit voller Bandbreite drüber, mit weniger Fehlern als der Standard zulässt (AFAIR 10^-13, aber nagel mich nicht drauf fest, kann auch bei Kupfer etwas schlechter gewesen sein - auf jeden Fall ist da höchstens aller paar Milliarden Frames mal ein FCS-Fehler). Klar ist UTP empfindlicher als STP und SFTP, PiMF etc wird immer besser - aber so lange der Standard UTP zulässt, ist der Schirm optional. In der Praxis macht natürlich niemand 100m mit UTP (jedenfalls in unserer Gegend, es gibt da draußen auch so einige Probleme, die man ohne Schirmung gar nicht hat und in der Folge hat UTP eine beträchtliche Fanbase, gerade dort wo die Stromversorgung im Favela-Style daherkommt). Andererseits, wenn mir jemand ein UTP-"Patch"kabel verkauft, das 100m lang ist und Cat5e spezifiziert (also einen Test besteht, wenn es nicht gerade DOA und ein Fall für RMA oder Gewährleistung ist), dann geht darauf auch 1000Base-T. Das ist das schöne an der Messung: sie garantiert das. Auch wenn Du ein zweites solches Kabel danebenlegst. Wass sie natürlich nicht vorhersehen kann, ist das dritte fremde und ungemessene Kabel welches Du daneben legst und das Störschnee sendet wie Sau. Aber das machst Du ja nicht, weil die Messung ja etwas zertifizieren soll 
So, genug gekratzt, HTH anyway,
Andre.