Die eigene Filmsammlung: Ein überflüssiges Relikt?
Die physische Filmsammlung wirkt mittlerweile aus der Zeit gefallen. Doch gibt es vielleicht noch gute Gründe für das Sammeln?
Wer erinnert sich nicht an „den einen Film-Nerd“ im Bekanntenkreis, der immer die neuesten VHS-Kassetten, LaserDiscs, DVDs oder Blu-rays besessen hat und die erste Anlaufstelle für einen Filmabend gewesen ist? Vielleicht seid ihr genau jener Cineast ja „damals“ selbst gewesen. Ein randvolles Regal mit Filmen, das war vor 20, ja sogar vor 10 Jahren, noch etwas Besonderes, mit dem nicht jeder aufwarten konnte. Perfekt, wie man nicht auf das Fernsehprogramm angewiesen war und seine Favoriten gemeinsam aus dem Regal pickte.
Was früher Bewunderung erntete, sorgt heute insbesondere bei der jüngeren Generation eher für mitleidige Blicke: Warum noch einen Haufen Plastikmüll ansammeln, der ohnehin nur Platz blockiert? 2021 verfügt potenziell jeder über eine gigantische Film- und Seriensammlung für jeden Geschmack: Das Abonnement von Streaming-Anbietern wie Amazon Prime Video, Disney+ oder Netflix genügt.
Doch ist damit das Sammeln von physischen Medien vollkommen obsolet geworden? Für die meisten Zuschauer dürfte das tatsächlich zutreffen. Statt einen neu erschienenen Film für 30 Euro auf UHD Blu-ray zu erwerben, um ihn sich ein- bzw. zweimal anzusehen und dann als Staubfänger im Regal stehen zu haben, zahlt das Gros der Verbraucher lieber für mehrere Monate den Streaming-Anbieter der Wahl mit seiner gesamten Bibliothek.
Die klassische Sammlung hat noch ihre Daseinsberechtigung
Trotzdem hat so eine klassische Filmsammlung zum Anfassen noch für Enthusiasten ihre Daseinsberechtigung. Zum einen ist man nicht von der Verfügbarkeit bei Streaming-Anbietern abhängig. Denn gerade wer gerne ältere oder unbekanntere Filme konsumiert, guckt da regelmäßig bei den Streaming-Anbietern in die Röhre. Auch hat so eine eigene Filmsammlung noch eine „Persönlichkeit“. Besucht man einen Freund oder auch einen neuen Bekannten, erfährt man möglicherweise viel über ihn, wenn man seine Sammlung durchstöbert – und entdeckt spontan Gemeinsamkeiten und Gesprächsanlässe.
Die persönliche Filmsammlung ist sozusagen „kuratiert“. Zumal es auch für sich einfach Spaß machen kann: Auf der Suche nach der besten 4K-Version eines Films vergleicht man internationale Versionen unterschiedlicher Vertriebe, entdeckt womöglich abweichende Schnittfassungen, neues Bonusmaterial und spezielle Auflagen. Wer gezielt einen Film aus dem Regal nimmt, wählt vermutlich auch bewusster seine Abendunterhaltung aus, als wenn durch die Empfehlungen bei Netflix und Co. gezappt wird.
Dazu kommen freilich die technischen Vorteile einer Ultra HD Blu-ray: Verbesserte Kompression, verlustfreie Tonspuren und eben (im Idealfall) reichhaltiges Bonusmaterial. Kommt noch eine ästhetische Aufmachung dazu, stellt man sich manchen Film möglicherweise einfach gerne ins Regal. Streaming und eine Filmsammlung müssen sich ja auch nicht gegenseitig ausschließen: Manch einer kauft seine Lieblingsfilme weiterhin gerne auf Disc, konsumiert Popcorn-Kino für den einmaligen und kurzweiligen Genuss aber via Stream.
Klar ist aber, dass es unbestritten früher einen anderen Status innehatte, wenn man Hunderte von Filmen daheim zur Verfügung hatte – heute ist dies eben im Gegensatz zu etwa den 2000er-Jahren nichts Besonderes mehr. Wie sieht es denn bei euch aus? Sammelt ihr noch Filme in einem Regal? Oder habt ihr den Kauf von Discs reduziert bzw. aufgegeben? Haben Downloads und Streaming euer Konsumverhalten beeinflusst? Ist so eine physische Filmsammlung für euch etwas Bewundernswertes, auf das man stolz blicken kann? Oder geratet ihr da eher ins Fremdschämen, weil der Besitzer nicht mit der Zeit gegangen ist?
quelle: 4kfilme.de (17.04.21)