RTLs Rückkehr zum Fußball: Neue Ära bei DFB-Spielen beginnt

  • RTLs Rückkehr zum Fußball: Neue Ära bei DFB-Spielen beginnt


    Bisher gab es die Qualifikations-Spiele der DFB-Elf ausschließlich bei ARD und ZDF zu sehen, ab diesem Jahr nimmt nun RTL das TV-Zepter bei den Länderspielen in die Hand. Am Sonntag muss sich der Kölner Sender erstmals in dieser Rolle beweisen - doch die ARD könnte ihm dabei in die Quere kommen.



    Oliver Kahn war gestern, Jens Lehmann ist morgen. Die früheren Torhüter, die sich jahrelang ein faszinierendes Duell um die Nummer eins in der Nationalmannschaft lieferten, sind von dieser Woche an als TV-Experten bei Länderspielen wieder Konkurrenten. Nach dem Auftritt von ZDF-Mann Kahn bei der Neuauflage des WM-Finales zwischen Deutschland und Argentinien feiert Lehmann seine Premiere als RTL-Experte am Sonntag (20.45 Uhr) beim EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland in Dortmund.

    "Ich sehe uns nicht als Rivalen", sagte Lehmann vor seinem Debüt. Er präsentiert zukünftig mit Moderator Florian König und Kommentator Marco Hagemann jeweils zehn Qualifikationspartien für die EM 2016 in Frankreich und die WM 2018 in Russland für den Kölner Privatsender. Und ob er es will oder nicht: Lehmann wird sich künftig bei seinen Fernsehauftritten mit Kahn und dem ARD-Experten Mehmet Scholl messen lassen müssen.


    Denn der Stabwechsel auf dem Expertenstuhl in dieser Woche ist kein endgültiger. Die Testspiele des DFB-Teams und die Endrunden-Turniere werden weiterhin von den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt. Dennoch bedeutet die Rückkehr von RTL in das große Fußball-Geschäft eine Zäsur für den Sport im deutschen Fernsehen. Bisher haben ausschließlich ARD/ZDF die Qualifikation live übertragen.

    Doch bei der Vergabe der Rechte, die die UEFA erstmals zentral ausgeschrieben hatte, setzte sich RTL mit einem Angebot von geschätzten 100 Millionen Euro durch. ARD und ZDF konnten beim Wettbieten nicht mithalten. "Wir hatten gemeinsam eine klare finanzielle Obergrenze definiert", teilten die beiden Sender mit.

    ARD und ZDF müssen einen durchaus schmerzlichen Verlust verkraften. Die überragenden TV-Quoten bei der WM in Brasilien, wo das Finale mit 34,57 Millionen Zuschauern einen Allzeit-Rekord aufstellte, haben unterstrichen, dass kaum ein anderes Ereignis die TV-Nation so vereinen kann wie die Spiele der Fußball-Nationalmannschaft.

    Mit der ebenfalls millionenschweren Champions-League (ZDF), dem DFB-Pokal (ARD) und den regelmäßigen Bundesliga-Sendungen sehen sich die Öffentlich-Rechtlichen im Fußball-TV-Wettstreit dennoch gut aufgestellt. Der Jubel bei RTL über den Coup ist groß, die Erwartungen an die Quote ebenfalls, auch wenn die Verantwortlichen vorsichtig sind. "Auf Zahlen will ich mich aber nicht festlegen. Wir sind sehr gespannt", sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe.

    Der neue UEFA-Spielplan mit Partien am Sonntagabend birgt einige Risiken. Das Löw-Team tritt in seiner Gruppe nicht nur gegen Schottland, Polen, Irland, Georgien und Gibraltar an, sondern in der Regel auch gegen einen zeitgleichen ARD-Krimi mit einem Zuschauerpotenzial von sieben bis zwölf Millionen.

    Am ersten Quali-Sonntag hat das Erste einen Tatort mit dem Schweizer Kommissar Reto Flückiger gegen das Schottland-Spiel gestellt. Vier Stunden Fußball hat RTL im Programm. Bleibt abzuwarten, welches Ereignis die TV-Zuschauer spannender finden.

    Der vierte Stern für das DFB-Team kommt den RTL-Verantwortlichen mehr als gelegen. Der Sender, früher mit Bundesliga und Champions League im Fußball stark vertreten, erhofft sich durch das Nationalteam einen neuen Kick. Die Zuschauerzahlen sind seit einigen Jahren rückläufig, nicht nur in der Formel 1. "Der WM-Titel und die Euphorie im ganzen Land sind die bestmögliche Vorlage für unser gemeinsames Fußball-Abenteuer", sagte Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann.

    30 Kameras sollen am Sonntag eingesetzt werden. Ein Spickzettel steht nicht auf der Zubehörliste. Ex-Keeper Lehmann, der das Hilfsmittel beim Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien mit Erfolg benutzte, vertraut lieber seinem Fachwissen. "Eine zu große Vorbereitung schadet der Spontaneität", erklärte der RTL-Experte. Er möchte ohne Polemik auskommen und bringt ebenso wie Kommentator Hagemann als ehemaliger Sky-Mitarbeiter eine ganze Menge TV-Erfahrung mit. "Das hilft mir sicherlich", sagte Lehmann.


    Quelle: df

  • Wären die Übertragunsrechte lieber mal bei ARD und ZDF geblieben! :-/


    Wenn ich schon sehe, dass RTL um 19:xx eine "Spezialsendung" zur WM 2014 bringt, wird mir schon schlecht.


    Da wird alles wieder ausgeschlachtet, bis zum Sankt Nimmerleinstag.


    Und dann auch noch dieser Herr König. Der ist genauso ätzend, wie ein gewisser S. Simon in der ARD. :aufsmaul:


    Die Halbzeitpause wird bestimmt auch zu einem 13 minütigen Werbeblock.


    Nee nee, da vergeht es mir schon, bevor die Quali überhaupt angefangen hat.

  • Also in Österreich gibt es das schon jedoch mit dem ORF und Puls4.


    Puls4 gehört ja bekanntlicherweise zur ProSiebenSat1 Media AG. Puls4 hat hier die Champions League und da relativ kurz nach der CL die WM im ORF war konnte man hier sehr gut vergleichen.
    Puls4 hat hier wirklich um einiges besseres am Fernseher geliefert als der ORF. Es war teilweise eine Schande mit den Sambatänzerinnen und den Z-Promi-Fussballern was analysiert haben. Dafür zahlt man bei uns die GIS.
    Werbemäßig hält sich Puls4 auch in Grenzen in etwa gleich viel wie der ORF


    NFL wird seit längeren auf Puls4 auch übertragen und man kann sich hier nicht beschweren.

  • RTL: EM-Quali mit Pathos und Espresso - und ohne Überraschungen


    Nun laufen die EM-Quali-Spiele der deutschen Nationalmannschaft also auf RTL. Im Vorfeld ahnte man, dass sich bis auf die erwartbaren Quoten so einiges ändern würde. Das tat es auch. Nur überraschen konnte das niemanden. RTL bot dem TV-Zuschauer genau das, was er von Sport auf RTL erwarten kann - im Guten wie im Schlechten.



    Zwischendurch vermisste man kurz mal Niki Lauda. Wäre Florian König mit seinem Sidekick (diesmal Torwart- und Zettel-Legende Jens Lehmann) nicht durch ein Fußballstadion, sondern durch eine Boxengasse gewandert und hätte man anstatt jubelnder Massen röhrende Motoren gehört - es hätte auch die Formel 1 sein können. Dass die Sehgewohnheiten des deutschen Fußballfans, nicht aber die des RTL-Zuschauers auf die Probe gestellt werden würden - es war klar.


    Emotionen, Emotionen, Emotionen


    Und wer sich damit nicht arrangieren konnte, für den war der XXL-Fußballabend ein hartes Stück Arbeit. Schon um 17.15 Uhr ging es ganz nah ran an "Joachim Löw - Der Weltmeistermacher", auch wenn er konsequent "Jogi" und nicht "Joachim" genannt wurde. Da wurde sogar sein Friseur interviewt, um den Privat-Menschen Jogi Löw so richtig kennen zu lernen. Warum auch nicht?

    Richtig anstrengend geriet der Vorlauf zur Vorberichterstattung, als "Deutschland im Fussballfieber" gezeigt wurde. Eine weitgehend inhaltsleere, emotionsgeladene Aneinanderreihung von jubelnden Fans, Spielern, Trainern und noch mehr Fans - und einem bedeutungsschwanger ausbrechenden Vulkan (im Countdown gab es später noch eine startende Rakete, nunja). Pathos am Maximum, den nur aushielt, wer öfter Formel 1 und Boxen auf RTL schaut und entsprechende Ästhetik gewohnt ist.

    Es war fast wohltuend, dass der eigentliche "Countdown" zum Spiel weitgehend vor sich hin dümpelte. Florian König und Experte Jens Lehmann liefen durch das Dortmunder Stadion und redeten ab und zu auch mal über Fußball, wenn es nicht gerade um Twitter-Follower und die schottischen Fans ging. Das war zwar nicht die klassische öffentlich-rechtliche Berichterstattung, aber es war zumindest entspannt. RTL bot wie angekündigt mehr Schnickschnack wie die 3D-Aufstellung direkt auf dem Spielfeld, die aber besser zum Gesamtpaket passte, als es die flache Spielfeld-Grafik der Konkurrenz getan hätte. Ob man dem Bundestrainer im Interview nach dem Spiel wirklich einen Espresso hinstellen musste, sei mal dahin gestellt, gestört hat es ihn wohl nicht.


    40 Prozent Marktanteil - natürlich


    Aber "was zählt, is' aufm Platz" und da war alles wie immer. Marco Hagemann ist ein erfahrener Reporter, der darauf verzichtete, den Zuschauern den Fußball zu erklären und souverän das Spiel kommentierte. Dass die Halbzeitanalyse aus zwei deftigen Werbeblöcken bestand, war genauso erwartbar wie die hervorragenden Quoten. In der Spitze sahen über elf Millionen Zuschauer zu, RTL sicherte sich fast 40 Prozent Marktanteil. Nur den anstrengenden Vorlauf wollte kaum jemand sehen. Die Reportage "Deutschland im Fussballfieber" kam nichtmal auf zwei Millionen Zuschauer. Da ahnten wohl einige, was sie erwartet hätte. Ob es den Sender dazu bewegen wird, in Zukunft auf derlei Rahmenprogramm zu verzichten, darf dennoch bezweifelt werden.

    Was hat uns dieser RTL-Abend nun gezeigt? Die notorischen Kritiker hatten viel zu kritisieren. Zu viel Pathos, zu wenig Inhalt, zu intensives Anbiedern. Das ist alles richtig. Aber wen überrascht das? RTL hat sein Formel-1-Rezept auf den Fußball übertragen und versucht, die klassische Berichterstattung, auf die der Zuschauer seit Jahrzehnten von ARD und ZDF geeicht ist, mit Emotionen, Emotionen, Emotionen zu ersetzen. Das gefällt nicht jedem. Aber einschalten wird trotzdem jeder. Denn es ist Fußball. Es ist die deutsche Nationalmannschaft. Und die zieht immer, egal, was drumherum gesendet wird. Am 11. Oktober gegen Polen schaltet man dann eben am besten erst kurz vor Anpfiff ein. Wie es die überwältigende Mehrheit in weiser Voraussicht bereits gegen Schottland getan hat. Auch danach wird RTL wieder für die "Eventisierung" der "European Qualifiers" auf den Deckel kriegen. Einzig Lehmann und Hagemann werden wieder für Sachverstand im emotionsgeladenen Konzept sorgen. Und der Sender wird sich wieder beruhigt über die Quoten freuen, die "Rising Star" weiterhin nicht einfährt. Überraschungen? Fehlanzeige!


    Quelle: df

  • Verwirrung um Löw-Interview bei RTL - nur teilweise live


    Ein Interview von RTL mit Bundestrainer Joachim Löw sorgte am Montagabend für Ärger bei den Fußballfans. So hatte RTL das als Live-Interview deklarierte Gespräch nach nur einer Frage mit einem Werbeblock unterbrochen. Der Bundestrainer musste danach offenbar minutenlang im Studio schmoren. Oder etwa nicht?



    Für Verwirrung und Ärger sorgte am Sonntagabend ein Interview des Senders RTL mit Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland. Dabei hatte der Sender den Trainer zum Live-Interview geladen, das Gespräch jedoch nach nur einer Frage mit einem Werbeblock unterbrochen. Bei den Zuschauern sorgte das Vorgehen für Spott. So wurde RTL sogar Respektlosigkeit gegenüber dem Bundestrainer vorgeworfen, da dieser während der Werbepause im Studio hätte warten müssen.


    Doch mittlerweile hat RTL die Situation klar gestellt. Über Twitter vermeldete der Sender, dass man das Interview mit Löw während der Werbepause weiter aufgezeichnet habe und es anschließend dann gesendet hätte. Somit muss sich RTL zwar nicht den Vorwurf gefallen lassen, den Bundestrainer in der Werbepause schmoren zu lassen, wirklich live war das Interview damit aber nur zum Teil.

    Allein die Diskussion zeigt, dass viele TV-Zuschauer das neuerliche Fußball-Engagement von RTL offenbar durchaus kritisch sehen. Anders als bei ARD und ZDF befürchten diese beim Privatsender offenbar eine zunehmende Zerstückelung der Fußball-Berichterstattung mit Werbung. Angesichts der aktuellen Diskussion fragen wir unsere Leser, wie diese zur Fußball-Berichterstattung bei RTL stehen.


    Quelle: df